zur Mallorca-Karte
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Mallorca - das ist nicht nur Ballermann!
Vor allem, wenn man nicht in den vor Touristen berstenden Sommermonaten sondern im Februar die größte der Baleareninseln besucht. Die wenigen Flugstunden sind schnell vorüber, es ist gerade mal Zeit für ein Häppchen in Form eines Baguettebrötchens. Käse oder Salami? Sehr gewagt bei den zu der Zeit noch heftig geführten BSE-Diskussionen, aber was soll's: Salami, bitte!
Beim Landeanflug auf die Insel kommen wir in den seltenen Genuß, Gewitterblitze aus dem Flugzeug von oben zu beobachten. Der negative Beigeschmack: auch für Flugerfahrene ungewohnt starke Turbulenzen... Kurz darauf ist dann schon die Insel überquert und der Flughafen in Palma erreicht. Wir haben Last-Minute gebucht, und als wir nach Passieren der Zolltür an einer Frau mit FTI-Schildchen vorbeigehen, meint meine Freundin, die könne wegen unseres Transports zum Hotel dort auf uns warten. Sie hat natürlich Recht, aber ich habe als passionierter Individualreisender, der nichts geschenkt bekommt, nicht mit solchem Service gerechnet ;-)
Beim Hotel angekommen sind wir richtig in Urlaubsstimmung, fürchten aber schnell, daß die dünnen Zimmerwände für die Dauer unseres Urlaubs die über uns liegenden Stockwerke vielleicht nicht richtig halten könnten. Aber diese Angst ist unbegründet. Dennoch sollte man überlegen, was man sagt, weil es jeder mithören kann. Peinlich wird es, als mein Vater auf dem Handy anruft... Wir haben das Gefühl, in einem - Vorsicht Vorurteil! - typischen Mallorca-Hotel gelandet zu sein.
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Aber nun zu den schönen Seiten der Insel!
Da der Monat Februar sich nicht für Strandurlaub auf Mallorca eignet, haben wir uns vorgenommen, die Insel mit dem Mietwagen zu erkunden. Das ist ziemlich unkompliziert. Denn man mietet einen Wagen ähnlich einfach wie man zu Hause eine Packung Nudeln kauft. Modell: Opel Corsa, einer von sehr vielen auf der Insel in modischer grasgrüner Farbe.
Unsere Erkundungsfahrten sind nicht vorgeplant, wir überlegen uns immer am Abend vorher, was wir am nächsten Tag anschauen. Ich habe einen Tag vor der Reise einen dünnen Reiseführer durchgearbeitet und die mir wichtigsten Sehenswürdigkeiten getextmarkert. Spontan kommt uns auch die Entscheidung, am ersten Tag die Inselhauptstadt Palma anzugucken. Wir wollen dort unterwegs noch nach eventuellen Mietwagenangeboten schauen, greifen aber am Abend dann doch zum Angebot im Hotel.
Nach Palma fahren wir von unserem Domizil Can Pastilla mit dem Linienbus, in dieser Richtung überhaupt kein Problem, da so ziemlich jeder Bus mal irgendwann Palma ansteuert. Erster Besichtigungspunkt ist die beherrschende Kathedrale La Seu, in deren Nähe wir den Bus ganz spontan verlassen, weil wir uns gefühlsmäßig im Zentrum der Stadt wähnen, wo wir schließlich hinwollen. Das Wetter ist ganz gut, allerdings ist es ungewöhnlich kühl und die Sonne schaut nur ab und zu mal zwischen den Wolken hindurch. Nach der Kathedrale geht es zu den Arabischen Bädern, die nichts anderes sind als ein kleiner Hinterhof. Immerhin geht man auf dem Weg durch die für die gesamten Mittelmeerinseln typischen engen Gassen, die von Balkons und Fensterläden gesäumt sind. Wir grasen die weiteren vorprogrammierten Sehenswürdigkeiten ab, werden auch von einer Zigeunerin mit Nelken "angemacht", die letztlich nur im Portemonaie rumfingern möchte, erleben also Mallorca von allen Seiten. Dann steht die Entscheidung ins Haus, ob wir zum Castell Bellver herauffahren oder nicht. Jawohl! Also ab zur Bushaltestelle, was in Palma meistens heißt: ab zum Plaza Espanya. Aus den Karten scheint hervorzugehen, daß drei Linien in die gewollte Richtung gen Westen fahren. Als wir den ersten passenden Bus nehmen wollen, will der Fahrer kein Papiergeld annehmen, wir sollen doch auf den nächsten Bus warten. Der Fahrer des zweiten Buses sagt, seine Linie sei die falsche (?), wir sollen Linie drei nehmen. Ich habe schon keine Lust mehr, doch meine Freundin beruhigt mich, also fragen wir uns durch zur Haltestelle der Linie drei, was nicht ganz einfach ist, so daß wir schließlich eine ganze Station weiter laufen und dort dann endlich in den richtigen Bus steigen. Die richtige Haltestelle zum Aussteigen bestimme ich per Augenmaß als ich während der Fahrt flüchtig einen Wegweiser zur Burg sehe. Geschafft! Der Anstieg zum Castell Bellver ist relativ kurz und lohnt in jedem Fall. Der Blick über Palma ist wahrscheinlich der beste, den man vom Land aus haben kann. Vor allem hat man in den Nachmittagsstunden die Sonne genau im Rücken. Bei der Busrückfahrt steigen wir wieder am Plaza Espanya aus und halten uns dann zwecks Aussteigens in Can Pastilla an zwei Niederländerinnen, die mit uns im Hotel eingecheckt hatten, schon mehrfach auf Mallorca waren und zufällig bei uns im selben Bus sitzen. Dann Auto klargemacht und schlafen gegangen.
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Der Corsa ist ganz okee, noch nicht zu alt, nur die schweren Gänge zeugen von einem bewegten Vorleben. Hinzu kommen sehr enge Straßen in den Ortschaften und die Tatsache, daß die eigene Vorfahrt nicht immer ausgeschildert ist. Aber man gewöhnt sich daran, wie auch daran, daß man nicht unbedingt den Schildern folgen muß, um ans Ziel zu kommen. Denn wir kommen nur deshalb aus S'Arenal heraus, weil wir nach der dritten Umrundung durch den Ort uns einfach so dicht wie möglich am Strand halten. Erstes Ziel ist Cabocorb Vell, eines der besterhaltenen Talaiot-Dörfer der Insel, dann folgen wir der Küstenstraße nach Cala Pi, wo der Wachturm etwas kleiner ausfällt als es der Reiseführer erwarten läßt. Schließlich machen wir uns noch vor dem Mittag auf die Suche nach den Salzbergen der Salinas de Levante. Im Reiseführer sind diese Salzberge so "vorteilhaft" aufgenommen, daß sie riesengroß erscheinen. Aber das, was wir nach einem Verfahrer zum Strand Es Trenc letztlich zu sehen bekommen, sind maximal zehn Meter hohe Salzhaufen, die allerdings in der Sonne wie Schnee leuchten. Das Essen im "Casa Manolo" in Ses Salines ist eine Empfehlung des Reiseführers und ein wirklicher Geheimtipp. Rustikale Atmosphäre, gutes Essen, faire Preise! Frisch gestärkt - man probiere unbedingt mal einen Teller "Tapas mixta" - wandern wir durch den Botanicactus Garten, der das Herz von Kakteenfreunden sicherlich höher schlagen läßt, wenngleich der Eintritt relativ teuer ist. Aber als Geschenk bekommt man beim Rausgehen einen kleinen Ablegerkaktus mit. Vor der Nachhausefahrt nehmen wir noch die Perlenfabrik in Manacor mit, aber abgesehen davon, daß die Fabrik gerade renoviert wird, kommt uns das ganze vor wie ein Zoo. Der Großteil der Arbeiter ist um 17.00 Uhr schon nach Hause gegangen, und nur zwei Handvoll Handwerker halten die Stellung. Preßluftgehämmer im Ohr können wir uns beim Vorbeigehen Fragen überlegen, die ein Mann vor der Fabrik uns anschließend beantworten möchte. Aber bei der dritten Frage ist er es Leid und verweist uns auf den Laden nebenan, wo wir eine Broschüre kriegen könnten, was erwartungsgemäß nicht stimmt.
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Jeden Tag gibt es mindestens einen Wochenmarkt auf Mallorca, wir besuchen am nächsten Morgen den Markt von Sineu, der zudem einer der schönsten sein soll. Das bestätigt sich sogar, und da wir früh genug da sind, können wir noch ein paar Einheimische zwischen den noch wenigen Touristen ausmachen.
Die Drachenhöhlen bei der östlichen Hafenstadt Porto Christo sind sicherlich einen Besuch wert. Wir nehmen extra unsere Jacken mit, werden aber in der Höhle von "Hitze" erschlagen und entwickeln wilde Theorien über eine mögliche Heizung in den Höhlenkammern. Denn es ist auch verwunderlich, daß in diesen Tropfsteinhöhlen fast nichts tropft. Trotz der durchgepferchten Hundertschaft von Touristen bleibt es ein Naturerlebnis - wie lange noch? -, das mit dem in Booten auf dem unterirdischen See fahrenden Orchester beendet wird. Nur von dem angekündigten Lichterschauspiel habe ich mit mehr versprochen, es bleibt einfarbig. Die Burg von Capdepera ist unsere nächste Station und sicherlich einen Besuch wert, vor allem wenn man in dem benachbarten Cala Ratjada seinen Urlaub verbringt. Nachdem wir den schönen Blick von der Festung auf das Umland genossen haben, begeben wir uns zu meiner persönlichen Lieblingslandschaft auf Mallorca, der Halbinsel Formentor. Vom Aussichtspunkt Mirador des Colomer sollte man den Anstieg zum Wachturm wagen, den man schon von unten sehen kann. Wir machen es uns leicht und fahren mit dem Auto hoch, das seinerseits dafür mit unmenschlichen Schlaglöchern zu kämpfen hat. Die letzten Meter dann zu Fuß und wir bedanken uns für das Schauerwetter vorher, das die Luft von Staubpartikeln reingewaschen hat und uns so eine tolle Fernsicht ermöglicht. Die Fahrt zum Leuchtturm ist dann nur noch Zubrot, aber durchaus lohnenswert. Von hier soll man einen tollen Sonnenuntergang beobachten können, aber wir machen uns vor Einbruch der Dunkelheit wieder auf den Rückweg.
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Für den nächsten Tag nehmen wir uns den Südwesten der Insel vor und lassen es aufgrund der geringen Entfernung von Palma ruhig angehen. Port d'Andratx ist sicherlich einer der schönsten Häfen Mallorcas, leider haben wir Port de Soller zum Vergleich nicht gesehen. Wir fahren bis zum Leuchtturm von Port d'Andratx und erhaschen trotz der Meckerei einer Bediensteten in einer der vielen Prominentenvillas auf der Anhöhe nach einem kurzen Spaziergang über die Kliffküste einen schönen Blick auf den Ort. Nach Sankt Elm fahren wir zum Mittag, und hier kommen erstmals sommerliche Gefühle auf, als wir windgeschützt vor einem kleinen Restaurant auf die Brandung am Strand schauen können und die Sonne genießen. Gut ausgerüstet mit Wanderführern wagen wir von Sankt Elm aus die Wanderung zum alten Kloster Sa Trapa. Die Wanderung zeichnet sich dadurch aus, daß man auf dem Hinweg an der Küste die ganze Zeit über den Blick frei hat auf die vorgelagerte Dracheninsel.
Wer Mallorca besucht, fährt sicherlich auch in den Nordwesten nach Valdemossa. Meines Erachtens braucht man den Besuch nicht damit begründen, daß hier George Sand mit Frederic Chopin Schäferstündchen im Kloster gehalten hat. Vielmehr ist der Ort schön gelegen und gepflegt und damit ein gutes Beispiel für die mallorquinische Dorfstruktur und -architektur. Zu allem Überfluß ist der Eintritt - eine Sammelkarte für alle Museen und das Kloster - für die kulturellen Sehenswürdigkeiten Valdemossas für meinen Geschmack in der Kategorie Abzockerei einzuordnen. Sand und Chopin sei Dank! Das Künstlerdorf Deja enttäuscht uns eher, das zweimal preisgekrönte Dorf Fornalutx hingegen sieht nett aus, sticht aber nicht unbedingt aus der Anzahl der beschaulichen Orte des Landesinneren heraus. Das Coll de Soller rechtfertigt die bestandene Führerscheinprüfung, aber die mit Serpentinen gepflasterte Paßstraße über die Bergkette Tramuntana ist vom Landschaftsliebhaber auf jeden Fall dem Tunnel vorzuziehen - nicht nur wegen der eingesparten Nutzungsgebühr. Das Motto habe ich schon in Norwegen vertreten: Wenn man außen herum fahren kann, sollte man es tun! Den Nachmittag lassen wir bei einem frisch gepreßten Orangensaft im arabischen Paradiesgarten Alfabia ausklingen, der direkt am Fuß des Coll de Soller östlich des Gebirgszugs gelegen ist. Auf dem Heimweg machen wir dann den obligatorischen Besuch beim legendären "Ballermann 6", bei dem wir im Sonnenuntergang noch gerade so einen Capuccino bekommen - für Sangria ist es zu kühl!
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Am letzten vollen Tag schließlich zieht es uns zunächst in das Feuchtgebiet S'Albufera im Nordosten. Allerdings haben wir uns das etwas spektakulärer vorgestellt. Stattdessen treffen wir auf - milde gesagt - etwas "alternativ-extreme" Naturfreunde, aber nichtsdestotrotz ist S'Albufera ein gefundenes Fressen für Ornithologen oder die, die es werden wollen. Auf der Weiterfahrt springen wir kurz bei den Stadtmauern von Alcudia aus dem Auto, aber dann geht es schnurstracks zum nächsten Höhepunkt der Reise nach Sa Calobra. Wieder werden unzählige Serpentinen bewältigt, aber die Straße ist recht breit und die Landschaft traumhaft. Der Ort selber ist ziemlich nichtssagend, und man bekommt das Gefühl, daß die immerhin zweiundzwanzig Kilometer lange Straße mit achthundert Metern Höhenunterschied nur für Touristen gebaut worden ist. Als Zugabe allerdings mündet der Fluß Torrent de Pareis bei Sa Calobra über einen schmalen Kiesstrand ins Meer. Die Schlucht, die der Fluß hier über Jahrtausende hinweg erodiert hat, kann von erfahrenen Wanderern durchquert werden. Für eine Fahrt zum Puig Major - dem höchsten Berg der Insel - bleibt uns anschließend leider keine Zeit mehr. Den letzten Tag schließlich spendieren wir an Mallorcas Lieblingsmeile, dem Strand von Arenal, und verprassen die restlichen Peseten für die Nahrungsaufnahme vor dem abendlichen Heimflug.
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Das Fazit ist klar und deutlich: Mallorca ist auf jeden Fall einen Besuch wert!
Ein preiswertes Last-Minute-Angebot zu bekommen ist natürlich immer Glückssache. Wenn man darauf nicht vertrauen möchte, kann man aber auch schon frühzeitig im Internet nach passenden Angeboten suchen.
Wer Sonne
möchte, muß in den Sommermonaten fahren. Wer etwas von der Insel sehen möchte, sollte dies tunlichst vermeiden, um den garantierten Besucherströmen und Staus zu entgehen! Empfohlene Reisezeit trotz des u.U. unbeständigen Wetters mit kühlen Temperaturen: Februar/März.
Die Insel ist noch nicht ganz so voll wie in der Hochsaison und man erlebt ggf. die Blüte der Mandelbäume. Doch im Grunde ist die Insel in fast jeder Jahreszeit empfehlenswert. Für einen kürzeren Aufenthalt lohnt es sich, mit dem Mietwagen Mallorca zu erkunden. Schließlich kann man nicht mit dem eigenen Auto auf die Mittelmeerinsel fahren. Die Vermietung geht sehr schnell und einfach und man sieht mehr von der Insel, als wenn man nur auf einem Fleck bleibt. So kann man die verborgenen Ecken Mallorcas kennenlernen! Wer nicht ganz so viel Geld hat, kann auch nur für einige Tage einen Wagen mieten und die restliche Zeit am Strand verbringen.
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