Great Barrier Reef und Fotos der Tauchgänge
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Wer die medizinische Erlaubnis zum Tauchen hat, sollte auf jeden Fall am Great Barrier Reef die Unterwasserwelt erkunden. Ich war vorher noch nie getaucht, hatte mir aber vorgenommen, am Riff den Tauchlehrgang zum Open Water Diver zu machen. Der Open Water Diver ist die niedrigste Stufe, die das Gerätetauchen in offenen Gewässern bis zu einer Tiefe von 18m erlaubt. Die amerikanische Bezeichnung für das Gerätetauchen, bei dem keine Luftzufuhr von der Wasseroberfläche benötigt wird, ist SCUBA (self-contained underwater breathing apparatus). Ich gewann schnell soviel Spaß an der Sache, daß ich wie die meisten anderen Neulinge in meinem Kurs gleich den Lehrgang zum Advanced Open Water Diver anschloß, der Tauchtiefen bis 30m ermöglicht.
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Der Lehrgang zum Open Water Diver beinhaltet zunächst fünf Theorie-Teile, die mit einem Test abgeschlossen werden. Dazu kommen fünf Praxis-Teile, in denen der Umgang mit der Ausrüstung sowie Tauch- und Schwimmübungen mit dem Tauchpartner gelehrt werden. Wichtig ist die Kommunikation und das Vertrauen zum Tauchpartner, da man sich unter Wasser nur per Zeichensprache austauschen kann. Nach dieser Ausbildung im Swimming-Pool und im Klassenraum gehören vier Tauchgänge im offenen Gewässer zur Voraussetzung für das Zertifikat Open Water Diver.
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Taucher sind wahrscheinlich von Natur aus sehr faule Zeitgenossen ;-) Da die guten Tauchreviere oft ein bißchen von der Küste entfernt liegen, kann man sich bisweilen ein paar ruhige Stunden auf dem Sonnendeck des Bootes gönnen, das die Taucher zu ihrem Ziel bringt. Ausruhen ist ohnehin sinnvoll, denn die körperliche Anstrengung, welche die Tauchgänge mit sich bringen, ist nicht zu unterschätzen.
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Der Aufenthalt im und am salzhaltigen Wasser zusammen mit der versalzten Luft und der dadurch verstärkten Sonneneinstrahlung zehren an den Kräften. Außerdem gilt für jeden Taucher: Trinken, trinken, trinken! Das Salz in der Luft und vor allem im Wasser entzieht dem Körper mehr Flüssigkeit als man oft denkt. Natürlich gibt es nur Nichtalkoholisches, denn wie beim Fliegen und Fallschirmspringen - und selbstverständlich beim Autofahren - gilt hier absolutes Verbot von Prozentigem. |
Mein erster Tauchgang in der Blue Pearl Bay dauerte 22 Minuten und reichte bis zu einer Tiefe von 10m. Die Erfahrung war sehr aufregend, aber ich hatte noch etwas mit dem Auftrieb zu kämpfen. Beim zweiten Mal war ich eine halbe Stunde unten und war begeistert von den bunten Farben der Unterwasserwelt. Für die nächsten Tauchgänge wechselten wir auf ein anderes Schiff, das unsere Heimat für die folgenden drei Tage war. Unser Tauchgebiet war das Elizabeth Reef am äußeren Great Barrier Reef. Der dritte Tauchgang beinhaltete vor allem Navigationsübungen, aber schon hier beobachtete ich genau die Umgebung, um später mit Fischlexika das Gesehene zu dokumentieren. Der vierte Tauchgang mit weiteren Navigationsübungen und kontrolliertem Notfallaufstieg war der Abschluß des Kurses zum Open Water Diver. Wir waren alle froh, endlich das vorläufige Zertifikat in den Händen zu halten, das später durch den PADI-Ausweis (PADI=Professional Association of Diving Instructors) ersetzt wurde. |
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Da viele von uns direkt im Anschluß an den Open Water Diver-Kurs die Ausbildung zum Advanced Open Water Diver absolvierten, stand alsbald der erste Nachttauchgang an. Nachts sollen die Farben des Riffs noch besser zu sehen sein, da hier keine Farbselektion durch das absorbierte Sonnenlicht stattfindet. Aber leider war ich wohl nicht dicht genug mit der Lampe an die Objekte heran geschwommen, so daß ich nicht so sehr begeistert von den Farben war. Der Höhepunkt des Tauchganges war das Sichten eines Weißspitzenriffhais, der in gebührendem Abstand von uns mit ruhigen aber machtvollen Bewegungen vorbeischwamm. Diese Haie sind in der Regel für Menschen ungefährlich. Hier gilt wie so oft: Wer sicht vorsichtig und rücksichtsvoll verhält, wird im Normalfall von Gefahren verschont. |
Ebenfalls Pflicht bei der Ausbildung zum Advanced Open Water Diver ist ein Tiefentauchgang, da das Zertifikat das Tauchen bis in Tiefen von 30m erlaubt. Hier wurde uns eindrucksvoll vor Augen geführt, wie der erhöhte Druck, dem man in solchen Tiefen ausgesetzt ist, durch den erhöhten Stickstoff-Gehalt im Körper die Sinne betäubt. Man verhält sich ein bißchen wie alkoholisiert, auch wenn man es gar nicht unbedingt merkt. Wir mußten in 30m Tiefe unseren Namen rückwärts schreiben und eine einfache Addition durchführen: 83-27+17-14 = ?. Dabei wurde die Zeit gestoppt und uns unser Abschneiden später präsentiert, so daß uns klar wurde, wie langsam die Gedankengänge in solchen Tiefen vor sich gehen. |
Bald hielten wir auch das vorläufige Zertifikat des Advanced Open Water Diver in den Händen, so daß die restlichen Tauchgänge zum reinen Spaßerlebnis werden konnten. Die Höhepunkte dieser Tauchgänge waren unter anderem Riesenmuscheln, Seesterne sowie Weißspitzenriffhaie und Moorish Idols. |
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Ein absoluter Höhepunkt war zudem der Clownfisch, der in Symbiose mit der Seeanemone lebt. Die Tentakel der Seeanemone sind für die meisten Meeresbewohner giftig, aber der Clownfisch ist dagegen immun und zieht sich bei Gefahr zwischen diese Tentakel zurück. Als Gegenleistung versorgt er die Seeanemone mit Nahrung. |
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Insgesamt machte ich in Australien 14 Tauchgänge. Für die ersten zwölf startete ich von Airlie Beach in Queensland aus, die letzten beiden machte ich bei Green Island, das ich von Cairns per Tagestrip erreichte. Hier sah ich die größte Muschel meiner Tauchgänge mit einem Durchmesser von mehr als einem halben Meter (ich hielt sie für noch größer, aber unter Wasser erscheinen alle Gegenstände ohnehin größer als sie in Wirklichkeit sind). Außerdem konnte ich hier noch einmal das Verhalten des Clownfisches und der Seeanemone ausgiebig beobachten. |
Fazit: Das Besonders beim Tauchen am Riff ist nicht nur die physische Anstrengung, sondern vor allem der Blick, der sich einem unter Wasser bietet. Während andere an Deck das Ausspannen mit Sonnenbrille bevorzugen, genieße ich das Ursprüngliche an dem Urlaub, indem ich in die Fluten springe. Tauchen ist zunächst anstrengender als erwartet, gerade was die Ausbildung betrifft, da man unter Wasser die Abläufe koordiniert und vor allem perfekt beherrschen muss. Aber die Kombination aus körperlicher Anstrengung und der Anblick der Unterwasserlandschaft erscheint mir optimal. Man setzt sich und seinen Körper unter Druck, um etwas Einmaliges zu erleben. Dieses Gefühl macht schon fast süchtig, weswegen man diese Momente immer und immer wieder erleben möchte. Vom ersten bis zum letzten Tauchgang konnte ich mein Körperbewusstsein trainieren und vor allem eine Welt entdecken, die den meisten Menschen verborgen bleibt. |
Great Barrier Reef und Fotos der Tauchgänge |
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